Liebe Chefs und Chefinnen!

Heulsusen, Querulant:innen, Arbeitsverweigerer …. Aufgepasst! Was manchmal so scheinen mag, als ob…. Oftmals stecken echte tiefe Emotionen, Ängste, ja sogar Traumata hinter gewissen Aktionen bzw. Reaktionen Ihrer Mitarbeitenden! Und was hat „Prolaktin“ damit zu tun?

Ich habe die glückliche Doppelrolle, einerseits Führungskraft, andererseits psychosoziale Beraterin zu sein. Zweiteres hilft mir oftmals sehr, in die Welt meiner Kolleg:innen einzutauchen. Deshalb empfehle ich jeder leitenden Person eine Coachingausbildung. Ich darf ein bisschen aus der Praxis plaudern:

Fall 1

Eine Mitarbeiterin, die in einer großen Organisationseinheit mit vielen Standorten arbeitet, wird an einen nicht so „beliebten“ Standort benötigt. Schon nach kurzer Zeit bittet sie ihre Vorgesetzten um Versetzung. Die ersten Annahmen könnten sein, dass sie sich vor diesem Standort scheut oder sogar drückt, weil die Kund:innen dort anspruchsvoller sind, mehr Arbeitsaufwand besteht etc.

Weitergehende Gespräche mit der empathischen Führungskraft ergaben jedoch, dass die neue örtliche Gegebenheit offensichtlich ein sogenanntes Flashback erzeugte. Ein traumatisches Erlebnis der Mitarbeiterin war plötzlich wieder hoch präsent und sie war nicht wieder zu erkennen.

NO GO –> verharmlosen, nichts an der Situation ändern

TO DO –> unbedingt psychologische Hilfe vermitteln, denn ein unbehandeltes schwerwiegendes Erlebnis kann zu einer Traumfolgestörung führen! Sofortiger Standortwechsel!

Fall 2:

Eine Führungskraft berichtet, dass eine Mitarbeiterin meint, sie kann ihrer Tätigkeit als Springerin nicht mehr nachkommen und ersucht um einen Fixplatz. Auch hier eine mögliche erste Hypothese, die sofort in Menschen hochkommt: „bequem und arbeitsscheu“…

Doch genauer hingeschaut: die Dame erzählte sodann in einem wertschätzenden Gespräch, dass sie nicht mehr mit der U-Bahn fahren könne. Zuerst erstaunte Reaktion – so ein Blödsinn! NEIN – kein Blödsinn! Ich war selbst von diesem „Phänomen“ betroffen! Während andere in letzter Sekunde in die U-Bahn hineinsprangen, bin ich hinausgesprungen, weil mich Panik überrollte! Glauben Sie mir, das war alles andere als lustig!! Zum Glück konnte ich mit Hilfe meines Therapeuten diese Angst überwinden. „U-Bahn-Angst“ ist in Großstädten übrigens ein weiter verbreitetes Thema.

Ergo auch hier:

  • NO GO –> belächeln, nichts am Problem ändern
  • TO DO –> psychologische Hilfe vermitteln und dementsprechend Lösungen für den weiteren Einsatz – ev. gemeinsam mit dem Betriebsrat – suchen!

Abschließend noch ein Tipp: wenn Mitarbeitende weinen, stempeln sie sie nicht als Heulsuse oder Heulpeter (??) ab. Wenn man nicht unbedingt spektakulär genial im Schauspiel ist, darf Weinen als Ausdruck tiefer Emotion verstanden werden. Auch hier sind Sie als Führungskraft gefragt. Übrigens sorgen die Hormone Prolaktin (Frauen) und Testosteron (Männer) dafür, dass Frauen bis zu 5 mal häufiger weinen als Männer. Good to know!

Schaffen Sie einen Rahmen, in dem sich Ihre Mitarbeitenden sicher und wertgeschätzt fühlen. Nur so, werden sich die Kolleg:innen Ihnen gegenüber öffnen und über ihre Emotionen sprechen. Gerade bei heiklen Problemen ist Scham besonders hinderlich. Wenn Sie mit Aktionen und Reaktionen von Ihren lieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern überfordert sind, so kommen Sie doch endlich zu mir ins Coaching!